Wo Frauen früher alles taten, um erste graue Haare zu verstecken, gehen sie jetzt sogar zum Friseur, um sich den jugendlichen Schopf grau färben zu lassen. Was hat es mit dem Trend namens Granny Hair auf sich und welcher Frau steht er überhaupt? Unique Friseure erklärt was hinter dem Trend steckt und worauf Sie achten sollten.
Kurze Modewelle oder Zeitenwende?
Ausgerechnet eine damals 12-Jährige(!) gilt als Auslöser des Granny-Trends. Bloggerin Tavi Gevinson tauchte auf einer Fashionshow im ausgesuchten Oma-Look nebst grauem Schopf auf und die Modewelt stand Kopf. Selbst die sonst so eisige Anna Wintour war sofort in die freche Göre mit Modemut verliebt.
Es dauerte noch einige Jahre, bis Granny Hair an anderen Promis und in den Straßen der Modemetropolen zu sehen war. Nun wäre es prima, wenn dieser Trend bedeuten würde, dass Frauen und Männer endlich zu ihrem Alter stehen können und graue Haare nicht mehr versteckt werden.
Allerdings hört man im Salon meist folgende Bitte von trendhungrigen Kundinnen: Ich möchte Granny’s Haare, aber bitte nicht älter aussehen. Lässt sich dieser Widerspruch überhaupt auflösen?
Graue Haare sind gar nicht so einfach
Auf natürlichem Wege entsteht ein grauer Schopf, wenn die Haare mit zunehmendem Alter oder aufgrund von Hormonveränderungen an Pigmenten verlieren. Sie werden weiß, doch verlieren nicht alle Haare gleichzeitig ihre Farbe. Darum wirkt der Kopf irgendwann insgesamt grau.
Um diesen Effekt künstlich herbei zu führen, muss man den Haaren gleichmäßig eigene Pigmente entziehen und sie künstlich bleichen, bevor eine silbern schimmernde Färbung aufgetragen werden kann. Und das greift natürlich die Haarsubstanz an.
Je dunkler die Ausgangsfarbe, desto schwieriger wird es, die Haare grau zu färben und anschließend gesund wirken zu lassen. Intensive Pflege ist also ein absolutes Muss. Das gilt auch für den Schnitt, der sauber und akkurat sein sollte, damit die grauen Haare nicht beliebig sondern trendy wirken.
Zweitens wäre da noch die Sache mit dem Hautton. Altert das Haar natürlich, kommt ein individueller Grauton heraus, der auch zum Typ passt – besonders, wenn der Friseur noch sanfte Silberreflexe dazu zaubert. Bei einer Färbung muss man darauf achten, überhaupt erst einmal die richtige Nuance zu treffen, sonst wirkt die Haut schnell fahl und müde – und die Kundin tatsächlich älter.
Wem steht „künstliches“ graues Haar?
Viele Kundinnen über 30 kämen vermutlich gar nicht auf die Idee, sich die Haare künstlich grau färben zu lassen. Der Granny Hair-Trend ist eher etwas für sehr junge, modeverrückte Frauen, die auffallen wollen. Und das klappt mit grauen Haaren tatsächlich. Allerdings beobachten wir häufig, dass viele Grauhaar-Fans schon nach kurzer Zeit wieder auf eine andere, natürlichere Haarfarbe umschwenken, denn die Pflegeintensität ist nicht jedermanns Sache.
Als Alternative bieten sich zum Beispiel aschige Blondtöne an, die jetzt genauso im Trend sind aber meist viel länger gefallen und weniger aufwendig sind.
Andererseits hat der Granny-Trend einen ausgesprochen positiven Effekt: Frauen, bei denen die Natur die Haare grau färbt, stehen jetzt immer öfter zu ihrem Silberschopf und wünschen sich im Salon, dass wir das Beste aus dem Grau herausholen. Und das ist gut so, denn Grau ist eine wunderschöne Farbe – am besten, wenn die Natur den Pinsel schwingt und wir nur noch etwas nachhelfen.